Gutmensch wird Unwort

12. Januar 2016
von Philipp Scheffbuch
in
_MG_5202

Das Unwort des Jahres 2015 (wobei zu untersuchen wäre, wann endlich „Unwort“ zum Unwort wird)  lautet „Gutmensch“. Damit seien diejenigen beschimpft worden, „die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen“, so die Jury in ihrer Begründung. Mit dem Vorwurf des „Gutmenschentums“ würden „Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert.

Bleibt eine Frage an die Jury: Ist denn Schlechtmensch im Umkehrschluss jetzt das Wort des Jahres? Wir sind dafür.

Dass wir schlechtmensch heißen, hat seinen Grund, auch, wenn wir keine sprachwissenschaftliche Jury sind: Wir haben die Schnauze voll von Kategorien. Wir sind gut und handeln wie alle in der Wirtschaft: VW nennt sein neues Rentner-Auto „Sport“, Ludwigshafen seine Müllverbrennungsanlage „MVV Umwelt“. Wir sind also in bester Gesellschaft.

Meistgelesene Beiträge