Kriminalgeschichte in Stuttgart

18. November 2015
von Philipp Scheffbuch
in
Blog VW

VW – verrückte Welt, verrücktes Württemberg.

Die Drahtzieher des eingestandenen Abgas-Betruges kommen alle gemütlich aus unserer stolzen Region Stuttgart. Entweder direkt aus Stuttgart wie der VW-Mehrheitseigentümer, der aktuelle VW-Chef und der Softwarelieferant oder aber aus dem Vorörtchen Leonberg wie der frühere VW-Chef. Alle gemeinsam und alle einzeln haben es nicht verhindern können oder wollen, dass mehr als zehn Millionen Kunden betrogen wurden, und Hunderte Millionen Menschen über Jahre die Abgase der selbst deklarierten Fahrzeuge einatmen mussten.

Das wäre normalerweise ein Aufreger.

Aber momentan ist alles kein Problem in diesem Land, gemessen an der Aufregung um ein abgesagtes Freundschafts-Länderspiel.

VW, da sind sich jetzt anscheinend schon alle einig, darf nicht untergehen. Es gibt einen beeindruckenden Schulterschluss zwischen Politik, Justiz, Öffentlichkeit und den Akteuren in Zuffenhausen (Porsche-Holding) und auf der Schillerhöhe (Bosch). Das gemeinhin fast als gemeinnützig dargestellte Unternehmen Bosch lässt verlauten, man habe den Kunden VW gewarnt, diese Software Millionenfach einzusetzen. Das ist bigott oder wie  kürzlich ein Leserbriefschreiber in der „FAZ“ schrieb..: „Das erinnert an Verkäufer von Kilometer-Manipulationssoftware, die ihre Kunden pflichtbewusst darauf hinweisen, dass der Einsatz einer solchen Software einem späteren Käufer des Gebrauchtwagens mitgeteilt werden müsse.“

Auch der VW-Mehrheitseigentümer in Zuffenhausen spielt seit Wochen gelassen Hase und will von überhaupt gar nichts gewusst haben. Selbst die Gewerkschaften zerkauen fleißig Kreide, weil sie mit ihrer Vorzeige-Gewerkschaft IG Metall jahrelang mit am Steuer in Wolfsburg saßen, wollen davon aber nichts gewusst haben.

Und die um Unsummen an KFZ-Steuereinnahmen und Umweltplaketten-Zulassungen betrogene Bundesregierung beißt sich angestrengt auf die Lippen, weil Volkswagen für die deutsche Wirtschaft viel zu wichtig ist und die öffentliche Hand übrigens 20 Prozent der Stimmrechtsanteile hält.

Selbst vom Feinstaub gebeutelte Städte wie Stuttgart erheben keine Klage gegen den Autoriesen, von dem sie über Jahre nachweislich betrogen wurden in den (wie auch immer gearteteten oder vorgespielten) Bemühungen, die Emissionswerte EU-Konform zu senken. Es ist ernüchternd zu beobachten, wie systematisch und selbstverständlich immer häufiger der Bock zum Gärtner gemacht wird.

 

schlechtmensch  – der andere Fair Trade Laden in Stuttgart – sitzt nicht zufällig direkt am Neckartor. Wir mögen Realitäten; und weil wir sie mögen, besitzen wir auch ein gesundes Misstrauen.

Anders als Volkswagen reichen uns Selbstauskünfte (auch bei Fair Trade-Artikeln) nicht aus. Wir wollen Beweise, objektive Nachweise.

So bieten wir entweder nur GOTS-zertifizierte Mode oder Kleidung, die im Monitoring-System des internationalen Weltladen-Verbandes überprüft wird, an.

 

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