Oettinger bei Jesus

17. November 2016
von Philipp Scheffbuch
in
oettinger-blog

Keine Frage: Günther Oettinger ist ein Guter.

Eigentlich braucht es dafür keine Belege, dennoch:

2007 zeigt Oettinger, dass er Trauerreden beherrscht: „Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes.“

Im selben Jahr äußert Oettinger sich klug zu Kriegen im Allgemeinen: „Das Blöde ist, es kommt kein Krieg mehr.“

Und 2010, kurz vor seinem Wechsel nach Brüssel, gibt er bescheiden aber aufrichtig den Stand seiner Sprachkenntnisse wider: „Ich bin in Englisch für das Gespräch sehr sicher.“

Im vergangenen Monat formuliert Oettinger erneut sprachlich geschickt und herzzerreißend einfühlsam die äußerlichen Merkmale von Menschen aus Fernost: Chinesen seien „Schlitzohren und Schlitzaugen“, die sich schwarze Schuhcreme ins Haar schmierten. Das sind doch kluge Aussagen: wer keine Bilder nutzt, macht Dinge nicht anschaulich! Kein Wunder also, dass alle Bürger ehrfurchtsvoll nach Brüssel stieren ob der menschlichen und intellektuellen Fähigkeiten unseres württembergischen Gesandten.

Betrübt stellen wir aber seit gestern fest, dass Günther Oettinger sich wegen einer Flugreise verteidigen muss. Was in Gottes Namen soll denn daran anstößig sein, dass der EU-Kommissar mit dem ehemaligen Daimler-Manager und heutigen Lobbyisten Klaus Mangold in dessen Flugzeug kostenlos nach Ungarn reist? Es ist doch einfach nur schön, dass Oettinger unbedingt den Ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zum Abendessen treffen wollte. Gilt Orban doch als liberaler Freigeist der EU, mit dessen menschenfreundlichem Gedankengut sich die EU beschäftigen sollte. Deshalb war es auch konsequent, dass Oettinger alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um den wahrlich vielbeschäftigten ungarischen Ministerpräsidenten nicht auf irgendeine Linienmaschine warten zu lassen. Lässt man etwa Dalai Lama, Che Guevara oder Jesus Christus warten? Eben!

„Deshalb hat die ungarische Regierung vorgeschlagen, dass Günther Oettinger im Flugzeug von Klaus Mangold mitfliegt, der auch nach Budapest reiste“, heißt es in Oettingers Stellungnahme. „Das war der einzige mögliche Weg, rechtzeitig zu dem Treffen zu kommen. Die ungarischen Behörden bezahlten auch für die Unterbringung in Budapest.“

Es wird einem richtig warm ums Herz: Nicht nur Oettinger ist ein Guter. Auch Orban ist einnehmend sympathisch. Und Klaus Mangold sowieso.

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