Schönes Leben

19. Juli 2017
von Philipp Scheffbuch
in
zetsche

Wir sind klein. Unser Herz ist rein. Aber nehmen wir mal an, schlechtmensch wäre groß. So richtig riesig wie zum Beispiel ein wichtiger deutscher Industriekonzern. Dann würde unser Leben ganz anders funktionieren. Wir würden Millionen Stück an „Fairtrade“-T-Shirts verkaufen. Scheinbar. In Wirklichkeit würden wir jedoch, um Kosten zu sparen, nur billige – unfair hergestellte –  T-Shirts umetikettieren und als fair ausgeben. Wir würden Tag für Tag beteuern, dass wir der beste Händler der Welt sind und auf uns absolut Verlass ist. Premium halt!

Würde dann eine anderer Fairtrade-Händler aus Norddeutschland des Betruges überführt, würden wir empört zu ihm hinüberzeigen und mit aufgerissenen Augen beteuern, bei uns sei alles in Ordnung und wir seien zutiefst angeekelt von den Betrügereien unseres Wettbewerbers.

Wir würden das so lange durchhalten bis bissige Journalisten ortsfremder Medien uns nachweisen, dass wir gemogelt haben. Wenn dann zusätzlich auch noch die Staatsanwaltschaft sich anschickt, gegen uns zu ermitteln und die Stadt Stuttgart droht, bald gar keine Fairtrade-T-Shirts mehr in die Stadt zu lassen, reagieren wir ganz einfach: Wir würden drei Millionen T-Shirt zurückrufen und die Software der T-Shirts verändern.

Die Staatsanwaltschaft würde Kreide fressen, der Ministerpräsident würde uns loben und unsere Kunden würden uns wegen des kostenlosen Rückrufes auf die Schulter klopfen. Das Leben kann wirklich schön sein.

 

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